1887 | Am 9. April wird Louis Ziercke (Ludwig Joseph Ziercke) in Godesberg a. Rhein geboren. Vater: Ludwig Ziercke (1852-1935) Dekorationsmaler und Anstreicher Mutter: Margarethe Ziercke, geb. Küpper (1864-1936) Königliches Gymnasium, Bonn |
1902-1907 | Studium an der Kunstgewerbeschule Düsseldorf, Ausbildung bei Prof. F.H. Ehmke und Peter Behrens, Mitglied der Vereinigung RING |
1907 | Besuch der Privatmalschule von Moritz Heimann in München |
1907-1908 | Ziercke geht zu Peter Behrens nach Neubabelsberg ( er arbeitet im Architekturbüro Behrens) Zurück zur Kunstgewerbeschule Düsseldorf |
1910 | Reise nach Berlin |
1911-1914 | Studium bei Lovis Corinth in Berlin, Mitglied der Künstlergruppe BLOCK |
1915-1916 | Kriegsdienst |
1916 | Wehruntüchtig, er arbeitet als Lehrer für Freihandzeichnen an der Fordbildungsschule Godesberg |
1920 | 20. Oktober 1. Ausstellung des „Godesberger Künstlerbunds“ mit Walter Rath , Toni Wolter und Louis Ziercke |
1923 | 15. November, Louis Ziercke heiratet die verw. Anna Maria Görgens, geb. Esser aus Königswinter a. Rhein |
1923-1944 | Maler und Graphiker in Godesberg |
1944 | Kriegsdienst (Volkssturm) |
1945 | Am 26.Februar stirbt Louis Ziercke in den letzten Tagen des 2. Weltkrieges mit 57 Jahren |
Während seiner Studienzeit bei Corinth, im Oktober 1912 findet seine erste Ausstellung mit der Künstlergruppe „ Der Block“, im Künstlerhaus Berlin statt. Der Rezensent der Ausstellung, der bekannte Kunstkritiker und Maler Fritz Stahl, bescheinigt Ziercke „seine Werke ließen in der reinen Farbe und dem eleganten Vortrag einen wirklichen verarbeiteten Einfluss der modernen Franzosen fühlen“.
Sein Plan, ein weiteres Studium in Paris an der Académie Ranson bei Paul Sérusier anzuschließen (Kontakte zu Sérusier bestehen über seinen Studienfreund Otto Freytag) zerbricht mit dem Beginn des 1. Weltkrieges.
Zurück in Godesberg, Louis Ziercke wohnt nach seinem Kriegsdienst wieder in seinem Elternhaus in der Brunnenallee 8. Hier hat er ein großes lichtes Atelier, ideale Vorraussetzungen für den freien Künstler. Ziercke ist ein sehr fleißiger Maler, es entstehen zahlreiche Werke in allen Techniken. Er arbeitet als Maler und Graphiker, es entstehen Entwürfe für Industrie, Handel und Gewerbe sowie viele Aquarelle und Ölgemälde.
Die Ausbildung bei Lovis Corinth, die Einflüsse der französischen Moderne, das Kunstzentrum Berlin, die Sezession und die Expressionisten, inspirieren und prägen ihn. Im Gegensatz zur corinthischen Leichtigkeit, wird seine bildliche Darstellung oft von einer mystischen Schwere bestimmt. Die Technik der Prima-Malerei, mit vollem Pinsel auf die Leinwand, teilweise in van Goghscher Fraktur, bestimmen sein Werk. Ziercke findet seine eigene künstlerische Sprache, sein Kennzeichen ist der starke Strich.
Statt der gern und zu Unrecht geforderten Geschlossenheit, hat das Werk von Louis Ziercke eine großartige Vielfalt. Er bezeugt in allen Techniken eine verblüffende Wandlungsfähigkeit. Einer genauen Klassifizierung entzieht er sich durch eine unablässige Suche nach Neuem.
Entsprechend der Schule Corinths gibt es für Ihn keine stilistische Reihenfolge, er bleibt frei in seiner Gestaltung. Anfang der dreißiger Jahre greift er zurück auf den Nachimpressionismus und interpretiert ihn neu. Sein Ziel ist primär nicht die gefällige Darstellung, sondern die Bildwerdung von Stimmung und Gefühl.
Bei seinen Ausflügen in die Eifel findet er die Ruhe und kreative Kraft zum Wesentlichen. Die einfache urwüchsige Landschaft passt zu Ziercke und seiner Kunst.
Es entstehen einzigartige Exponate in Öl, zahlreiche Aquarelle und Zeichnungen.
1932 entsteht eines seiner Hauptwerke, das Ölgemälde „ Weg der Schafe“. Der Betrachter spürt die Faszination des Ungewöhnlichen. Die Klasse von Louis Ziercke wird hier besonders deutlich.
Der neue Zeitgeist ab 1933, die Ausstellungen der Entarteten Kunst und 1937 deren Vernichtung, erschreckt und verunsichert Ziercke. Ein großer Teil seiner Werke wird auf dem Speicher des Hauses in der Brunnenallee 8 in Sicherheit gebracht.
Von nun an bestimmt Zurückhaltung seine Malerei; einige Exponate sind ausdrucksschwache Kopien seiner frühen Werke. Diese Bilder überlagern zum Teil noch heute den Blick auf sein tatsächliches Werk. Seine solide Ausbildung kommt ihm in schlechten Zeiten zu Gute. Mit Werbegrafik und Auftragsbildern kann er sein Einkommen sichern.
Louis Ziercke stirbt 1945 an den Folgen es Krieges. Das Haus in der Brunnenallee 8 hat den Krieg unversehrt überstanden. Seine Frau Maria verkauft gelegentlich Gemälde; alte Freunde und eine benachbarte Galerie sind treue Abnehmer. Ein großer Teil seiner frühen Bilder und Schülerarbeiten liegen bis Anfang der 80-ziger Jahre noch auf dem Speicher und in der ehemaligen Hausmädchenkammer.
Sein Werk bleibt weitgehend unentdeckt. Erst eine Veröffentlichung von Frau Dr. Irmgard Wolf 1982 und die Ausstellungen von 1983 und 1988 in Bad Godesberg, erinnern an ihn.
Bedingt durch den Verkauf des Hauses, Ende der 80-ziger Jahre, wird der Nachlass von seiner Stieftochter gesichert.
Eine nachhaltige Wiederentdeckung findet im Jahr 2003 durch Dr. Horst Heidermann und Heinz Schweitzer mit einer Ausstellung der Peter-Schwingen-Gesellschaft im Haus an der Redoute in Bad Godesberg statt.
2004 folgen Ausstellungen im Kölner Zoo (mit Exponaten die 1933 wahrscheinlich im Kölner Zoo entstanden sind) und im Geburtsort seiner Frau, in Königswinter, im Rahmen der Kunsttage.
Mit den Ausstellungen in Bad Godesberg, Köln, Königswinter und Daun wird dem Lebensweg von Louis Ziercke gefolgt. Weitere Ausstellungen sollen seiner Spur nachgehen unter anderem in Düsseldorf und Berlin.
Veröffentlichungen erfolgten durch die Biographie von Dr. Horst Heidermann „Louis Ziercke (1887-1945) Maler am Rhein“, seine Veröffentlichungen im Jahrbuch 2005 des Rhein Sieg Kreises“ Louis Zierckes Wiederentdeckung“ sowie in dem Eifeljahrbuch 2005 „ Die Eifelmotive des Bonner Künstlers Louis Ziercke“
Literaturnachweis:
Heidermann, Horst: Louis Ziercke(1887-1945)-Maler am Rhein
Siegburg, Rheinlandia Verlag Klaus Walterscheid 2004
Robert Scheithe im Februar 2006